Meine Faszination für die fernöstliche Kultur begann schon als kleines Kind. Als Jugendlicher fand ich endlich einen Lehrer, Christoph Ritter, der nicht nur ein in vielen Stilen versierter Kung Fu Lehrer war, sondern auch ein begnadeter Gitarrist und mich in Shaolin Kung Fu unterrichtete. Das sollte der Grundstein für meinen späteren Beruf sein. Im alten China war es üblich, dass Meister der Kampfkünste auch ein grosses medizinisches Wissen hatten. So wie bei uns früher in Klöstern dank gebildeter Mönche und dessen Übersetzen und Abschreiben alter Bücher, sich nach und nach ein medizinisches Wissen anhäufte, wurde auch in China in vielen Traditionen des Daoismus und Buddhismus die Heilkunst von Mönchen gepriesen und ausgeübt. Anfangs zwanzig war ich zu Besuch in Vancouver. Bis dahin hatte sich in mir ein grosses Interesse an Pflanzenheilkunde und Geschichte entwickelt. Ich war der festen Überzeugung, dass ich Ethnobotanik studieren wollte, welche diese zwei Wissensrichtungen perfekt vereint. Ich hatte mich im Selbststudium in die Materie eingelesen. Der Zufall wollte es, dass es mich eines Tages in das Chinesische Viertel (Chinatown) verschlug. In Vancouver hatte sich Ende der 90er Jahre das zweitgrösste Chinatown Nordamerikas gebildet und es strömten immer mehr Chinesen ins Land. Die vielen ausgestellten Kräuter und “Gewürze” fingen meinen Blick sofort ein. Also beschloss ich eine chinesische Apotheke zu betreten. Die Leute an der Theke verwiesen mich an einen ausgebildeten Arzt in Kräuterheilkunde, der in der Apotheke hinter einem Vorhang seine Praxis hatte. Also setzte ich mich ins volle Wartezimmer und wartete etwas nervös, bis ich an der Reihe war. Der kleine Arzt winkte mich in sein winziges Zimmer und ich betrat es etwas gehemmt. Der Arzt sprach kaum englisch. Trotzdem klappte die Verständigung einigermassen. Er stellte einige Fragen und fühlte nach meinem Puls. Daraufhin kritzelte er ein Rezept, welches ich in der Apotheke gleich einlösen konnte. Neugierig und gespannt sah ich dem Apotheker zu, wie er diverse Kräuter in Papiertüten abpackte und mir übergab. Ungeduldig ging ich sofort nach Hause und bereitete mir aus den Kräutern einen Dekokt zu. Ich war derart fasziniert, dass ich daraufhin beschloss Chinesische Medizin zu erlernen.

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